533 Wohnungen in Lengerich hatten Kriegsschäden, 99 Wohnungen waren von den britischen Besatzungskräften beschlagnahmt.
Zwischen 900 und 1.800 Evakuierte (1945/46) und 1.200 bis 3.700 Flüchtlinge (1945/1955) waren froh, wenn sie wenigstens eine Notunterkunft in den Baracken der ehemaligen Zwangsarbeiter bekommen konnten.
Hinzu kam im Durchgangslager (heutige LWL) die Erstversorgung der tausende Flüchtlinge, die im Kreis verteilt wurden.
Pastor Rübesam erklärte die "Nichtaufnahme von Neubürgern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
Gleichzeitig werden Flüchtlingskinder in gesonderten Konfirmandengruppen unterrichtet (bereits 1947 aber wieder aufgehoben).
Vor dem Krieg hatte Lengerich 14.000 Einwohner, 1955 waren es 20.000. Davon hielten sich 15.200 Menschen zum evangelischen Glauben (bei 2.325 Flüchtlingen und 1.784 Evakuierten). Eine 3. Pfarrstelle für den Lengericher Stadt-Bezirk wird eingerichtet.
Die Gemeinde feiert 500 Jahre Stadtkirche. Aufschlussreich über die Zeit ist der Bericht von Pastor Rübesam:
Nehmen die sonntäglichen Gottesdienstbesuche ab, so ist ein Ansteigen an Festtagen festzustellen.
In Wechte wird alle 14 Tage ein Gottesdienst eingerichtet, zu dem hauptsächlich Flüchtlinge kommen.
Die Anstellung einer weiteren Kindergartenschwester erfolgt mit der Gründung eines zweiten Kindergartens.
Pastors Leid: "Die Lengericher Pfarrer sehen z.Zt. ihre Hauptaufgabe in der seelsorgerlichen Kleinarbeit und bedauern, dass die immermehr zunehmende caritative Belastung dieser Arbeit viel Zeit nimmt. Ebenso können sie die Vielzahl der Sonderveranstaltungen, die sich in letzter Zeit geradezu häufen, nicht für gut halten."
Währungsreform. Pastor Rübesam: "Gehälter können gezahlt, Reparaturen und Sonstiges können in bescheidenem Rahmen gedeckt werden."
Der Posaunenchor feiert sein 50jähriges Bestehen.
In der Stadt besteht im Kindergarten ein Nähnachmittag.
Alle 14 Tage treffen sich die beiden Frauenhilfen (zusätzlich auf dem Land im Winterhalbjahr).
Wöchentlich finden Jungmädchen- und Jungenkreis statt (14- 16 Jahre).
Der CVJM hat einen Jungenkreis (17- 20 Jahre).
Pastor Rübesam zur allgemeinen Gemeindesituation:
Die Arbeitsbedingungen bleiben schwierig: zwar stehen seit Juni mit Dr. Goebel und Pastor Krupka zwei Hilfsprediger bereit und Pastor Hunsche (früher Brasilien) springt als Emeritus ein, wo er kann, aber der Gemeindesaal im Vereinshaus ist nicht einsatzfähig und die Stadtkirche ist noch durch Kriegsschäden gezeichnet. Gleichzeitig drohen dem Friedhof die Grabstellen auszugehen:
Weitere Überlegungen 1948: "Es ist geplant, den Raum der Kirche dem Kultus angemessen zu gestalten..."
Der Innenraum der Kirche wird von Grund auf neu gestaltet und erhält in einem langen Prozess seine heutige Form: Kanzel und Südempore wurden abgebrochen, die Kronleuchter entfernt.
Der im Anschluss an die Reformation von 1588 aufgestellte Holztisch wurde wieder durch einen Steinaltar ersetzt. Dazu passend wurden links ein neuer Taufstein und rechts eine niedrige Kanzel aufgestellt.
Nach ca. 700 Jahren wird der Haupteingang von der Südseite der Kirche auf die Westseite verlegt (unter dem Turm).
Gerne hätte man bei den Ausgrabungen auch einen Brunnen gefunden, der dem Herke-Kult gedient hatte und dann der Margarethe geweiht worden sei.
Der damalige Ausgrabungsleiter Dr. Esterhues erkannte dagegen eher einen Taufbrunnen, der noch nicht einmal Zugang zu Grundwasser hatte.
Schlüsselübergabe 9.12.1956
(Pastor Neuhaus, Kirchmeister Hollenberg, Pastoren Dr. Goebel, Rübesam)
Neuer Kantor: Johannes Mittring.
Hatte Pastor Rübesam schon 1949 bekundet, "das entscheidende Stichwort zur Kennzeichnung des Leitmotivs kirchlicher Arbeit sei Öffentlichkeitswille der Kirche", so wird dies nun konkret:
Nach Errichtung des Altenheims Haus Widum (1954) werden nun im Kindergarten (Hook 15) 9 Kinder mit Behinderungen aufgenommen.
1965 folgt an wechselnden Orten (Schule Ringel I, Martin-Luther-Haus, Gemeindehaus Hohne) eine Tagesbildungsstätte für junge Menschen mit Einschränkungen eingerichtet, die 1974 an den Kirchenkreis übergeht (heute Schule in der Widum).
1966 beginnt der Unterricht an der privaten, evangelischen Realschule (1970 an die Stadt übergeben).
Der Anschluss an Preußen hatte die unierte Gottesdienstform zur Folge. Im Mai 1965 entschied sich das Presbyterium für eher lutherisch geprägte Gottesdienste nach Agende A.
Als Kompromiss wurde die reformierte Agende für Trauungen und Taufen beibehalten.
Im Hohner Bezirk stieß dies auf wenig Gegenliebe und die reformierte Gottesdienstform wurde beibehalten. Im selben Jahr wurde der Bezirk u.a. deshalb zur selbständigen "Evangelischen Kirchengemeinde Lengerich-Hohne" mit zwei eigenen Pfarrstellen (ab 1966).
Die Stadtkirche erhält zum dritten Mal in 60 Jahren Kirchenfenster. Dieses Mal mit den Motiven: Taufe, Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten, Neues Jersalem.
Erhard Klonk hatte sie gestaltet ebenso wie das 1967 fertig gestellte Turmfenster „Brennender Dornbusch“.
Die Schule in Ringel wird gekauft, um Tagesplätze für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zu schaffen.
An der Stadtkirche zeigt sich Renovierungsbedarf für Nordwand, Fundamente und Gewölbe ab.
Die gemeinde-eigene Krankenhausverwaltung übernimmt die Geschäftsführung von Haus Widum.
Am 1. Dezember wird die Steinmann-Orgel in der Sakristei in Dienst genommen, einige Monate später sind auch die Renovierungsarbeiten in der Sakristei abgeschlossen.
Im Anschluss an das Gemeindefest entsteht die Idee, die Jugendarbeit über den CVJM zu intensivieren. Klaus Salscheider wird erster Jugendsekretär (1982), 1987 erfolgt der Einzug der 10 Gruppen ins Jugendhaus Hook 15.
Neunmonatige Schließung der Stadtkirche wegen Innenrenovierung.
Gründliche Untersuchungen führten zu Ornamenten aus der Spätgotik in recht unterschiedlichem Erhaltungszustand.
Auch die Kemper-Orgel hat bereits größeren Reparaturbedarf. So sacken z.B. die dünnwandigen Prospekt-Pfeifen in sich zusammen. Sie werden versteigert und finden sich heute u.a. im Centralhof.
Bemerkenswert ist der Bläserkreis, der in dieser Zeit jeden (!) Sonntag den Gemeindegesang unterstützt.
Haus Widum wird umorganisiert als Haus Widum gGmbH.
Mit dem Diakonischen Werk als Partner bleibt die Kirchengemeinde Gesellschafter.
An der Stadtkirche entsteht die "Singstunde am Freitag" und hält sich bis 1994.
Christoph Henzelmann übernimmt den Dienst des Kantors.
Neue Heizungsschächte lassen erneut einen Blick auf die Vorgängerkirchen zu. Geplant wird zudem die alte Breidenfeld-Orgel non der Firma Klais weitgehend wieder herstellen zu lassen. (s. Zeitungsartikel)
Eine finanzielle Krise von Haus Widum wird überdeutlich.
Die Kirchengemeinden Lengerich (7.500 Mitglieder) und Hohne (4.500 Mitglieder) fusionieren. Aus ehemals insgesamt sieben Pfarrstellen (1962-73) werden fünf.
Als im Weihnachtsgottesdienst Putzbrocken vom Gewölbe der Stadtkirche fallen, zeigt sich, dass der Dachstuhl der Stadtkirche sanierungsbedürftig ist.
Die bereits bestehenden Planungen für ein neues, barriefreies und energiesparendes Martin-Luther-Haus werden zurückgestellt.
Wie ein Jahr zuvor an der Johanneskirche werden nun die Pfarrhäuser Kirchpatt 19 und Wiesenstr. 27 nicht mehr als Pfarrhäuser geführt.
Im August tritt die Kirchengemeinde dem Kindergarten-Trägerverbund bei, hält aber fest an der religionspädagogischen Begleitung.
Die Johanneskirche und die Bodelschwingh-Kirche werden an Trägervereine übergeben.
Ein Pfarrhaus in Hohne ist verkauft, das Gemeindehaus in Hohne steht zum Verkauf.
Die Kirchengemeinde unterstützt erneut Haus Widum.
Bei den Arbeiten am Dachstuhl der Stadtkirche (2011/12) wird deutlich, dass das notdürftig geflickte Maßwerk der Fenster stark angegriffen ist.
Der nördliche Kirchplatz wird umgestaltet im Rahmen des Förderprogramms "Vitale Innenstadt"
Nach einer weiteren Reduzierung der Pfarrstellen wird die Gemeinde in vier Bezirke aufgeteilt.
Nach 10 Jahren Fundraisings- und Renovierungs- tätigkeiten werden zum Reformationsfest alle Innen-Renovierungsarbeiten an der Stadtkirche abgeschlossen (Dachstuhl, Fenster, Gewölbe).
Erst jetzt können die Beratungen über ein zweckmäßiges, neu zu errichtendes Gemeindehaus wieder aufgenommen werden.
Im März kam er dann doch, der Lock-Down wegen Corona. Die Kirchen, der Konfirmandenunterricht, die Kirchenmusik, die Gemeindegruppen, ja selbst das Büro musste schließen. In Windeseile galt es Ersatzformen der Begegnung zu finden, stand doch Ostern vor der Tür. Einzelaktionen, Video-Konferenzen, das Internet und dutzende Videos waren die Antwort.
Zwischen den Corona-Wellen beginnt der erste Teilabriss des südlichen Teils vom Martin-Luther-Haus. Hier soll das neue Gemeindehaus entstehen: barrierefrei, engertisch sinnvoller und vor allem der Größe der Gemeinde angemessen. In einem zweiten Schritt (2023) wird der nördliche Teil abgerissen und dieses Teil-Grundstück verkauft.
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